Einleitung des Seligsprechungsprozesses 25-jähriger Missionarin

Am Sonntag unterschrieb der Krakauer Erzbischof Marek Jędraszewski ein Edikt, mit dem der Seligsprechungsprozess von Helena Kmieć eingeleitet worden ist. Die offizielle Eröffnung des Prozesses findet am 10. Mai statt – Helena Kmieć wird damit zur „Dienerin Gottes“ ernannt.

Die weltliche Missionarin ist im Alter von 26 Jahren bei ihrem Missionsaufenthalt in Bolivien bei einem Raubüberfall brutal ermordet worden. Der Seligsprechungsprozess beruht nicht, wie man vermuten könnte, auf einem Martyrium, sondern auf den heroischen Tugenden der Missionarin. Hier ist also noch der Nachweis eines Wunders erforderlich. Bis zum 30. Juni werden Zeugen verhört und Zeugnisse gesammelt, um die Heiligmäßigkeit ihres Lebens zu prüfen.

Helena Agnieszka Kmieć kam am 09.02.1991 in Krakau (Polen) zur Welt. Sie ist in einer gläubigen katholischen Familie in Libiąż aufgewachsen und hat sich früh für die Kirche engagiert, zunächst u.a. im Chor und in der Licht-Leben-Jugend, später bei der Caritas, bei der Organisation des Weltjugendtages 2016 in Krakau sowie in kirchlichen Jugendgruppen. Helena war sehr begabt, nicht nur musikalisch, und außerordentlich reif. Sie übersprang die 4. Schulklasse und erhielt ein Stipendium für den Schulabschluss in Großbritannien. Als sie beim Vorstellungsgespräch danach gefragt wurde, was sie tun würde, wenn sie die Gelegenheit zu dieser Ausbildungsreise hätte, ihren Glauben dort aber nicht praktizieren könnte, antwortete sie, dass sie auf solch eine Reise verzichten würde. Während des Studiums des Chemieingenieurwesens nahm sie fast täglich an der Hl. Messe teil. Neben dem Studium bildete sie sich auch zur Stewardess aus und absolvierte die Musikschule.

Zur Firmung nahm sich Helena die selig Sancja Szymkowiak zur Patronin, eine Anfang des 20. Jahrhunderts lebenden Oblatin, die von den Menschen in ihrer Umgebung als Engel der Güte bezeichnet worden ist.

Noch während des Studiums nahm Helena Kontakt mit den Salvatorianern auf, da sie als Missionarin dienen wollte. In einem ihrer Bewerbungsschreiben schreibt Helena „Ich habe Gottes Gnade […] erhalten, und ich muss dieses Geschenk weitergeben! Alle Fähigkeiten, die ich habe, die Fähigkeiten, die ich erwerbe, die Talente, die ich entwickle – sind nicht dazu gedacht, mir zu dienen, sondern damit ich sie nutzen kann, um anderen zu helfen. Das größte Geschenk ist, dass ich Gott kenne und ich kann es nicht für mich behalten, ich muss es weitergeben! Wenn ich jemandem helfen, jemanden zum Lächeln bringen, jemanden glücklicher machen, jemandem etwas beibringen kann – dann möchte ich es tun!“ Die Missionen führten sie nach Ungarn, Sambia, Rumänien und schließlich im Januar 2017 nach Cochabamba (Bolivien), wo sie in einer Waiseneinrichtung helfen sollte. Die Entscheidung zum Dienst in Bolivien fiel nachdem sie an ignatianischen Exerzitien teilgenommen hatte.

In den ersten Tagen ihres Aufenthaltes dauerten in Bolivien noch Ferien an, daher bestand ihre Arbeit in der Vorbereitung der Einrichtung, die schon in Kürze zahlreiche Kinder beherbergen sollte. In der Nacht des 24. Januars jedoch wurde Helena von Romualdo Mamio Dos Santos gegen 1:25 Uhr örtlicher Zeit mit vierzehn Messerstichen ermordet. Der Mörder hat laut eigener Aussage unter Drogeneinfluss gehandelt. Er wurde zu 30 Jahren Haft verurteilt.

Die Bestattungszeremonien hatten staatlichen Charakter. Ihr Leichnam wurde  auf dem Pfarrfriedhof in Libiąż, ihrer Heimatstadt, beigesetzt. Posthum wurde ihr vom Staatspräsidenten Andrzej Duda das Goldene Verdienstkreuz für ihre karitativen und sozialen Aktivitäten und ihr Engagement für hilfsbedürftige Menschen verliehen. Schon kurz nach ihrem Tod verbreitete sich der Ruf eines heiligen und der Kirche und Gott gewidmeten Lebens.

Viele Menschen, die von dem Leben Helenas hören, fühlen sich zum ehrenamtlichen Engagement inspiriert. In einem Zeugnis heißt es: „Ihr Blut, das in der Heiligen Schrift gefunden wurde, die sie jeden Tag las, lässt mich fragen, was für einen Kampf ich auf mich nehme, um das Wort Gottes in mein Leben zu bringen. Helena ging das Risiko ein und gab schließlich ihr Leben, um die Liebe anzunehmen und Kindern, die noch nie Liebe erfahren hatten, ihr wunderschönes Lächeln zu schenken.“ (siehe: https://helenakmiec.pl/sermons/piekno-zycia-i-smierci-helenki-pociaga-wielu/).

Laut Berichten ihrer Stiefmutter (ihre biologische Mutter verstarb einig Wochen nach ihrer Geburt und ihr Vater heiratete erneut) war Helena ein Mensch, der immer die positiven Seiten sah. Sie sei ein aktiver, sanftmütiger und tapferer Mensch gewesen. Wenn sie aus dem Haus ging, hinterließ sie oft eine kurze Notiz „Bliebt mit Gott!“. Helena Kmieć war immer sehr aktiv. Ihre Familie und Bekannten sagen, sie sei eine ruhige, aber sehr engagierte Person gewesen, sie immer gerne half, wo Bedarf war.

Die Vorbereitungen für den Seligsprechungsprozess begannen im Dezember 2022 und Pater Dr. Paweł Wróbel SDS ist zum Postulator ernannt worden. Die erforderlichen Dokumente sind vorbereitet und der Vatikan hat sein „nihil obstat“ (Unbedenklichkeitserklärung) ausgedrückt, sodass am vergangenen Sonntag nun der Krakauer Erzbischof Marek Jędraszewski das Edikt unterzeichnet hat, mit dem der Beatifikationsprozess eingeleitet worden ist. Der Prozess wird am 10. Mai feierlich eröffnet, es wird ein Tribunal/Schiedsgericht vereidigt, das Zeugen verhören und Beweise sammeln wird, um die Heiligmäßigkeit Helenas Leben zu prüfen. Am kommenden Sonntag werden die Gläubigen in allen Pfarreien der Erzdiözese Krakau dazu aufgerufen, sowohl positive als auch negative Zeugnisse von Helena einzureichen.

Fotos © Stiftung Helena Kmieć (Fundacja im. Heleny Kmieć, https://helenakmiec.pl/)

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